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Auf der anderen Seite des Buchmarketings
von Michael Schikowski
Im BuchMarkt vom August 2011 fragt Rainer Groothuis: „ Warum, zum xten Male in vielen Jahren gefragt, gibt es nicht längst ein Branchenmarketing?“ Leider gibt er genau darauf keine Antwort, sondern sammelt nur Argumente für das Branchenmarketing. Weiter sagt er dann: „Mir ginge es, wie gesagt, um ein Branchen-, um ein Buchmarketing, also eine Werbung für das Buch an sich…“ Darum geht es Groothuis, dem Buchwerber und Buchgestalter.
Die Frage, die er stellte, möchte ich hier beantworten. Wir haben kein Branchenmarketing, weil Bücher keine Menschen überfahren. Wir haben kein Buchmarketing, weil Bücher nicht in Kühlhallen heimlich umdeklariert werden. Wir haben keine Buchwerber für das Buch an sich, weil Bücher nicht ihre Umwelt verstrahlen.
Wir haben also deshalb kein Branchenmarketing, weil wir kein ADAC, keine fleischverarbeitende Industrie und kein Energieversorger sind.
Aber ist das Buch bedroht? Ist also deshalb vielleicht ein Buchmarketing notwendig, wie für Kinder, die auch mal laut sein dürfen, wie für Bäume, die einen Paten suchen, wie für eine saubere Stadt.
Wenn das Buch bedroht ist, warum ist dann nicht die Buchhandlung und die Stadtbibliothek der geeignete Platz, das bedrohte Buch zu erhalten und zu fördern? Wieso sollte auf Plakatwänden oder in elektronischen Medien für das Buch an sich Werbung gemacht werden? Es steckt doch keine kleine Bigotterie, darin, dass die Schau- und Stellplätze für das Buch versagen sollten und man darum im Medienwechsel sein Heil zu suchen hätte. Diese anderen Medien sollen dann besorgen, wozu die öffentlichen Foren und die Bücher selbst nicht mehr in der Lage sein sollen?
„Wie komme ich auf die andere Seite?“ ruft der Wanderer jenseits des Flusses. Der Gefragte ruft zurück: „Sie sind auf der anderen Seite!“ Sie sind auf der anderen Seite, Herr Groothuis.
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